Montag, 11. Dezember 2017

Uns ist in alten maeren wunders vil geseit

Damals... vor langer Zeit... als ich noch zur Schule ging, da gab es noch das Kurswahlsystem. Ich hatte unter anderem Leistungskurs Deutsch, weil mir Lesen als Hausaufgabe viel lieber war als alles andere (na gut, malen für "Bildenende Kunst" war auch noch schön) und weil mir Schreiben auch einigermaßen leicht fiel.
 

















In der Praxis hatte der Unterricht natürlich auch so seine Schwächen (und leider, leider hatte ich mit meinem stets minimalen Arbeitseifer doch nicht ganz so viel mühelosen Erfolg wie ich erst dachte) - aber ein Vierteljahr war großartig. Da haben wir mittelalterliche Dichtung durchgenommen. Walther von der Vogelweide, den Heliand und das Nibelungenlied.

Alle anderen im Kurs fanden es schrecklich. Alles, das ganze Thema. Langweilig, verstaubt, kein Bezug zur Gegenwart, mäh, mäh, mäh.
Ich war begeistert.
Zugegeben, die Inhalte haben mir jetzt auch nicht so viel gesagt. Ich stand da zwar nicht ganz so belämmert davor wie vor Homer (wo ich spätestens nach drei Seiten völlig den Faden verliere, weil ich nie kapiere, wer jetzt wieder der Sonnenumglänzte oder der den Fluten Entstiegene oder weiß der Kuckuck wer sein soll), aber das war auch nicht der Knackpunkt.

Ein vorgedrucktes Ex libris in einem Schulbuch - deswegen das Lob der Arbeit























Was ich unglaublich interessant fand, das war die Sprache.
Was sich verändert hat, was gleich geblieben ist, was man in einigen Dialekten noch findet und was in anderen, das ist doch total faszinierend.


















Also habe ich heute zugegriffen, als eine alte Schulausgabe unseres "Nationalepos'", wenn man es denn so nennen will, in der Grabbelkiste lag.
Ob ich das in seiner wirklich epischen Länge lesen werde, weiß ich noch nicht, aber nach den ersten paar Seiten bin ich überrascht, wie viel man versteht. Und wenn man mal Unterstützung braucht, gibt es ja das kluge Internet.

Mit einem super Greif!























5 Kommentare:

  1. Hihi, wir haben auch ein Vierteljahr Minnesang gehabt, allerdings im Grundkurs. Auf dem Heimweg haben wir da oft mitelalterliche Gedichte z.B. von Dietmar von Eist rezitiert, die wir im Unterricht hatten.

    Ahi nu kumet uns diu zit, der kleinen vogelline sanc.

    Den Rest habe ich aber vergessen. Das war ein regelrechter Hype, den unser Lehrer da ausgelöst hat und der war echt überrascht darüber.

    Wenn ich pensioniert bin, ziehe ich nach Freiburg, wegen der Grabbelkiste XD. Jetzt habe ich keine Zeit das alles zu lesen ;).

    Aber das ganze Nibelungelied ist ja schon viel.

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  2. Ich hab das Nibelungenlied ganz gelesen, halb auf Mittelhochdeutsch, halb auf Deutsch (da hatte ich keine Lust mehr). Aber an der Uni, mehrfach. Die ersten paar Verse kann ich inzwischen auswendig ...
    (und ja, die Griechen und Römer waren ganz versessen auf Adjektive und Partizipien :D)
    Ich mag die mittelhochdeutsche Sprache; vieles versteht man super, wenn man es laut vorliest. Das Nibelungenlied ist mir aber ein bisschen zu game of thrones, sprich, echt deprimierend und alle sterben oder so :D (ok, es sind nicht alle und ich hab das Ende nicht mehr so ganz im Kopf ;))

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  3. Dein verfressener Blog hat gestern schon wieder meinen Kommentar gefressen, grunz, nahezu ohne meine Schuld und mein Zutun, GANZ vielleicht habe ich mal wieder die falsche ID ausgewählt, aber man kann es mir nicht beweisen!
    Jedenfalls: Ich hab das auch maßlos bestaunt, diese Fremdvertrautheit des Mittelhochdeutschen, das war das allererste Mal, dass mir klargeworden ist: Zeitreisen sind echt so ne Sache für sich, und ich hätte saugern mal einen Film, in dem einer ins Mittelalter reist, wo die alle lupenreines Mittelhochdeutsch sprechen und er nahezu NIX versteht, haha!

    Das isländische Buch von einem Nichtisländer, über das Du in Deinem letzten Post schreibst, klingt allein wegen der isländischen Nichtisländischkeit und weil er "es kann" und wegen des Titels und ansonsten NULL Ahnung so verlockend, dass ich es gerade antiquarisch erbeutet habe. ;)

    Funkenstiebende Glitzergrüße (hust, wie elend das staubt, aber man muss ja an diesem Einhorntag seiner Pflicht Genüge tun),
    Maike

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    1. Aha - also ist MEIN Blog jetzt schuld, wenn Du wieder... na, lassen wir das! XD
      Das Islandbuch find ich echt toll, das magst du bestimmt auch. Kann ich auch gar nicht verstehen, dass das nicht mehr aufgelegt wird. Dafür könnte man doch gut einen Heimatkrimi oder die 3. Fortsetzung von 50 Shades of Grey weglassen...

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  4. Jaaaa, uff, fang mir davon nicht an. Eins der wunderbarsten Kinderbücher der Welt (Fitzgeralds "Tom der Kopf) wurde von Fischer neu aufgelegt, jedenfalls der erste Band, in einer sehr schön gemachten Ausgabe - "Mein genialer Bruder und ich". Weil meine geerbten Exemplare schon so zerlesen sind, hätte ich vor Seligkeit schier explodieren können. Hab dem Verlag vor lauter Begeisterung geschrieben. Da freute man sich sehr über meine Freude ... aber ich erfuhr auch, dass der Band nicht besonders läuft und die Neuauflagen nicht fortgesetzt werden. Zum Heulen, echt. Dafür dann aber (bei Beltz) ein Band völlig unkätzischer Warrior Cats nach dem nächsten. Bah. Was soll man dazu noch sagen? Seufz.
    Buch ist noch nicht da, aber jetzt freu ich mich noch mehr drauf!

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