Donnerstag, 29. März 2018

Buchtipp: H wie Habicht

Wisst ihr, wann man sich schäbig vorkommt? Wenn man jemanden etwas schenkt, das man selber nur so einigermaßen findet, und dann von der gleichen Person ein großartiges Geschenk bekommt.
So ging es mir gerade mit meiner besten Freundin: Ich schenke ihr All The Light We Cannot See von Anthony Doerr. Ganz nett, mit einigen hübschen Einfällen, aber einer unglaubwürdigen Geschichte, stereotypen Charakteren und viel zu vielen Klischees.
Ein besseres aktuelles Buch war mir nur leider gerade nicht unter die Finger gekommen.























Und ich kriege von ihr das hier: H wie Habicht von Helen Macdonald.

Das ist so ein Buch, mit dem sich direkt nach der Arbeit aufs Sofa setzt und dann liest, bis man ins Bett geht. Und sich nach drei Tagen ärgert, dass man schon durch ist.

Erste gute Nachricht: Es geht hier tatsächlich um einen Habicht. Zweite gute Nachricht: Die Frau, die das Buch geschrieben hat, berichtet über ihren eigenen Habicht, das heißt, sie weiß, worüber sie schreibt. Und das macht sie auch noch sehr gut.

Helen Macdonald ist Unidozentin in Cambridge und Hobbyfalknerin. Als überraschend ihr Vater stirbt, beschließt sie, einen Habicht zur Beizjagd abzurichten. Ein ehrgeiziges Projekt, denn Habichte gelten als besonders schwierig. Das junge Habichtweibchen Mabel zu zähmen ist für Helen ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch, wie man so schön sagt, "Trauerarbeit". Der Habicht gibt ihr eine Aufgabe und ein Ziel. Sie erkennt aber auch, dass es zwar verlockend, aber nicht sinnvoll ist, sich aus der menschlichen Gesellschaft beinahe völlig zurückzuziehen und Mabel als alleinigen Lebensinhalt anzusehen - auch deswegen, weil ein Greifvogel hervorragend fliegen, jagen und töten kann, aber seine soziale Seite nun mal nicht so ausgeprägt ist.
Parallel zu ihrer eigenen Erfahrung beschreibt sie die Geschichte des englischen Schriftstellers T.H.White, der in den 1940er Jahren ebenfalls versucht, einen Habicht abzurichten, aber scheitert.

Das Buch fasziniert durch die detaillierte Beschreibung der Beziehung zwischen Habicht und Mensch. Macdonald schreibt sehr einfühlsam, aber nicht rührselig, auch in den Passagen nicht, in denen das Buch von ihrem Vater und ihren Erinnerungen an ihre Kindheit handelt.
Ein wirklich gutes Buch, bei dem man sozusagen nebenbei auch noch einen interessanten Einblick in die Welt der Falknerei bekommt.

3 Kommentare:

  1. Danke für diesen tollen Buchtipp, den ich mir gleich notiert habe. Ich glaube, das wäre was für mich.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Haha, lustig - ich stelle immer ein paar besonders schöne Bücher so ins Regal, dass man das Cover sieht, und das hier ist momentan eins davon. Ich hab das auch verschlungen, tolles Buch!

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