Donnerstag, 26. April 2018

Buchtipp: Der König auf Camelot























Es gibt offenbar immer noch ein Menge Fantasy-Klassiker, die ich nicht kenne.
Es ist seltsam. Ich habe zweimal versucht, mich durch den „Herrn der Ringe“ zu quälen, weil ungefähr alle dieses seltsame Buch für das Non Plus Ultra halten, aber niemand hat mir jemals was von den (meiner bescheidenen Meinung nach um Längen besseren) Narnia-Büchern von C.S. Lewis vorgeschwärmt. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich schließlich auf die gekommen bin. Das war vor den Kinofilmen... vermutlich durchs Internet.
Völlig an mir vorbei gegangen ist ebenfalls Der König auf Camelot von T.H. White.
(Es gibt da zwar einen Disney-Film mit dem Zauberer Merlin, an den ich mich ganz dunkel aus meiner Kindheit entsinne, aber man weiß ja, was diese Disneyfritzen aus Büchern machen. Das Dschungelbuch erkennt man auch nicht wieder.) Das ist mir jetzt durch das neulich vorgestellte Habicht-Buch in die Finger geraten.

Der König auf Camelot (im Original The Once and Future King) besteht aus vier Büchern. Zusammen satte 780 Seiten.
Am schönsten fand ich das erste Buch, das auch als Kinderbuch durchgehen kann. Hier wird die Kindheit des sagenhaften König Artus (Arthur) von England beschrieben, der als Waise bei einem freundlichen Ritter aufgezogen wird und dessen Lehrmeister der Zauberer Merlin ist. Merlin ist ein großartig verschusselter Humanist, der im Unterschied zu allen anderen Menschen rückwärts in der Zeit lebt und folglich leicht durcheinander kommt. Er verwandelt den Jungen Arthur in verschiedene Tiere, die ihm einen kritischen Blickwinkel auf die menschliche Weltordnung mit Landesherren, Grenzen und Kriegen eröffnen. So wird Arthur unwissentlich auf seine spätere Rolle als König und Gründer der Tafelrunde vorbereitet, deren Ziel es ist, Frieden und Gerechtigkeit zu verbreiten. Das Buch ist eine sehr nette Mischung aus Abenteuer, Humor, Phantasie, Naturkunde und Psychologie. Eine wunderbare Nebenfigur ist der liebenswert-trottelige König Pellinore, der sich ständig auf der Hohen Suche nach dem Aventuiren-Tier befindet, es aber aus Anhänglichkeit und Fairness nie erlegt.

Die drei weiteren Bücher hat White mit großem zeitlichen Abstand geschrieben. Das sind auch definitiv keine Kinderbücher mehr.
Weil der zerstreute Merlin dem jungen König leider zu spät erzählt, wer seine Mutter war, kann seine ältere Halbschwester, die grausame Morgause, Arthur verführen und einen Sohn mit ihm zeugen. Obwohl die Tafelrunde ein guter Plan für mehr Recht und weniger Gewalt zu sein scheint, hat der König es trotz bester Absichten nicht leicht. Die bereits erwachsenen Söhne seiner Schwester untergraben das System durch Unbeherrschtheit, Eifersucht und Blutrache. Sein bester Freund Lanzelot, dem das dritte Buch gewidmet wird, wird der Geliebte von Arthurs Ehefrau. Das vierte Buch schildert im Großen und Ganzen nur noch das Scheitern aller hehren Ideale an der Realität. Der König ist inzwischen ein alter Mann und muss erkennen, dass er selbst einen Krieg gegen Lanzelot nicht verhindern kann. Schließlich revoltiert sein unehelicher Sohn gegen ihn und versucht, ihn zu stürzen.
Es ist wohl der zunehmend ernsten Handlung geschuldet, dass Humor und Phantasie in den letzten Büchern leider immer weniger Platz finden. Das ist schade, denn neben einem farbenfroh ausgemalten fiktiven Mittelalter und den ausgesprochen authentisch wirkenden Charakteren liegt darin der spezielle Charme des ersten und teilweise auch noch des zweiten Buches. Trotzdem habe ich auch die übrigen Bücher gerne gelesen. White gelingt es ganz hervorragend, all diese mythischen Ritter und Königinnen wie reale Personen erscheinen zu lassen.
Außerdem lässt er sich dankenswerterweise nicht dazu herab, so zu tun, als würde er selber im Mittelalter leben. Vergleiche mit dem modernen Alltag bringen einem die Vergangenheit völlig ungekünstelt nahe: Wenn irgendwas "wie eine Straßenbahn" rumpelt, weiß man, was gemeint ist.























Es gibt noch ein fünftes Buch, Das Buch Merlin, das postum erschienen ist und vermutlich nicht ganz ausgearbeitet wurde. Da ich immer gerne möglichst viele Fäden zusammengeführt haben möchte und lange Bücher sowieso am liebsten mag, musste ich mir das natürlich auch noch gönnen.

Das erste Buch, Das Schwert im Stein, kann man übrigens auch gut einzeln lesen, wenn man sich die nachfolgenden Tragödien sparen möchte.

2 Kommentare:

  1. Ich sehe, wir mögen die gleichen Geschichten. Narnja liebe ich! Zweifelsohne mit das Schönste, was ich ...je gelesen haben werde. Und die Artussage ist mein persönliches Highlight, ich werde mal danach suchen, danke! Lieben Gruß

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    1. Na, dann hoffe ich, dass dir das auch gefällt! =)

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